Es ist ja nun schon eine Weile her seit meinem letzten Eintrag hier im Blog. Heute berichte ich euch, wie es bei mir weiter ging:

Die ersten elf Tage in Thailand habe ich mit Ausnahme von einer Mahlzeit mit Bananen und einer mit Jackfrucht ausschließlich von Papaya und Durian gelebt. Was für ein Traum. Am liebsten aß ich den von mir so benannten Hefekuchendurian, der schon butterweich und etwas überreif war.

Dann war wieder mal Markt. Zuvor hatte ich von zwei muslimischen Verkäufern gehört, die Wasserbüffel und Rind anbieten. Schnurstracks bin ich zu ihnen gegangen und wusste sofort: Das wird meine Premiere mit tropischem Fleisch. Ich durfte vieles anfassen und beschnuppern. Neben Innereien gab es auch herrlich fettige Knochen und kräftig dunkles Fleisch mit einer smarten Fettschicht. Kurzum, es war ein Paradies. Hier bekam ich alles, worum ich zu Hause mehr oder weniger betteln muss.

Mein erster Versuch bestand aus Leber und sie war himmlisch. Nachdem ich diese Mahlzeit folgenlos überstanden hatte, wurde ich mutig und probierte alles andere. Die Verkäufer staunten nicht schlecht, was ich kaufte und ich glaube, dort war ich nicht mal meinem Mann peinlich, weil es so normal war. Hihi.

Auf dem Rückflug hatte ich eine ganze Zunge und fettes Fleisch im Gepäck.

Fisch hingegen hat mich dort ganz und gar nicht fasziniert. Schade. Es gab so viele verschiedene Sorten, Muscheln und vom Thunfisch diverse Größen, auch Köpfe, aber da war nie eine Anziehung. Am ehesten hat mich noch eine stark angetrocknete Variante angesprochen, aber auf der saßen ganze Schwärme von Fliegen und getrocknete Proteine bei tropischen Temperaturen hielt ich für wenig sinnvoll.

Wenn eine solche Reise noch eines Höhepunktes bedarf, dann war es zweifellos das Kennenlernen von Lizas Familie. Liza lebt seit November mit unserem jüngsten Sohn in Berlin und lernt fleißig deutsch.

Zu diesem Zweck sind wir für drei Tage nach Südthailand geflogen. Die Gastfreundschaft war überwältigend. Wir wurden von morgens bis abends bespaßt, uns wurde Natur gezeigt, die wir alleine nie entdeckt hätten oder wo wir uns auch nicht hingewagt hätten. Die Familie war so erfrischend, lustig und bemüht. Obwohl sie kaum englisch sprach und ich nur ein paar Floskeln in Thai kann, waren wir uns umgehend sympathisch.

Eine mittelmäßige Verwirrung habe ich mit meinen Ernährungsgewohnheiten verursacht. Hihi. Gleich nach der Abholung vom Flughafen wurden wir in eine kleine, von der Familie betriebene Gaststätte gefahren, wo gerade gefrühstückt wurde. Ach du Schreck. Da gab es nullkommanichts an rohem. Also habe ich Lizas Zwillingsschwester, die noch am ehesten etwas englisch verstand, die Situation zu erklären versucht. Ich wurde mehrfach so nett zum Probieren der Nationalgerichte eingeladen, dass es mir nach vielen Jahren mal wieder leid tat, dass ich keine Ausnahmen machen kann. Nicht, wenn ich die Tage genießen wollte.

Nebenan lag das Geschäft der Eltern. Sie stellen Vogelkäfige her und verkaufen sie. In Südthailand ist das eine Art Volkssport und fast jeder hat dort einen Vogel. Hihi.

Auf dem Weg in einen Nationalpark wurde mir eine Banane angeboten, die ich gerne annahm. Später gab es für jeden einen Cashewapfel. Puh, so langsam bekam ich echten Hunger. Meine Rettung schien nah, als Lizas Schwester mit ein paar Bananen auf mich zukam. Aber nein, sie fütterte die Affen damit. Hahaha. Wir bezahlen dafür zu Hause ein kleines Vermögen und dort fressen es die Tiere. Auch Elefanten haben sie uns begeistert abgenommen.

Die Familie staunte immer wieder ungläubig über meine Ernährung. Aber sie waren tolerant und trugen es mit Fassung. Ich weiß, dass meine Ablehnung ihrer Speisen als unhöflich gelten konnte, aber verdammt, was sollte ich machen? In Gaststätten bestellte ich immer Kokosnusspagoden, was oft genug das einzig verlässlich rohe Produkt war. Um einen Löffel für das Fruchtfleisch musste ich erst bitten, normalerweise wird dort eher der Saft getrunken.

Am nächsten Tag war Lizas Mama bestens für mich ausgerüstet, dachte sie zumindest. Sie hatte mehrere Kokosnüsse, verschiedene Sorten offensichtlich zu heiß getrockneter, geschälter Nüsse, die ich leider ablehnen musste, Papaya, Guaven, zwei Schälchen mit Salat und gekochtem Ei, Tamarinde und ich weiß nicht mehr, was noch alles dabei.

Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm sie das Obst mit auf die Terrasse einer Fischgaststätte, schälte mir die Papaya, zerteilte die Guaven. Oh man, und ich hätte an dem Tag am liebsten nur eine Kokosnusspagode geschlürft und das Fleisch ausgelöffelt. Aber ich wusste, dass sie ihr Obst an mich verfüttern wollte und da habe ich den Kompromiss gemacht und brav das Obst gegessen. Instinktive Rohkost kann manchmal auch anstrengend sein, nämlich dann, wenn man es anderen Recht machen möchte.

Nicht einmal die Austern waren in der Gaststätte roh. Das wiederum hat mich erstaunt. Es wird alles bis zur Unkenntlichkeit zerteilt, gegrillt, gekocht und frittiert, in bunten Soßen ertränkt und all
das in einer Region, wo es die Natur so gut mit uns meint.

Etwas bedauert habe ich, dass wir auf keinem dortigen Markt waren. Die Früchte kurz vor der Grenze zu Malaysia hätten mich interessiert. Eigentlich war auch Saison für Chempedak. Aber wir waren abends zu platt für weitere Unternehmungen. Immerhin habe ich wunderbare Apfelsinen mit schorfiger Schale kosten dürfen.

Ich habe in der Zeit dort so viele zufrieden weidende Wasserbüffel gesehen und mich auf die nächste fette Fleischmahlzeit gefreut. Lizas Schwester fand es unvorstellbar, rohes Fleisch zu essen. Und rohe Leber??? Jemand wie ich sei ihr noch nicht begegnet. Hahaha.

Nach der Rückkehr nach Phuket habe ich weitere tolle Entdeckungen gemacht:

Salat!!! Niemals nie zuvor war ich Fan von diesen eher geschmacklosen Blättern. Dieses mal nun war ich auch in Gärtnereien mit Bioanbau. Und der Salat war so wunderbar. Die Reste, die ich noch zu Hause aß, waren um ein vielfaches aromatischer als unsere blassen Gewächshauspflanzen. Selbst da steckte die Kraft der tropischen Sonne drin.

Und dann sah ich eines Tages auf dem Markt perfekt reife Corossol. Meine Entdeckung. Per Paket hatte sie nie für mich gepasst. Und nun war sie der Hauptgewinn.

Das Leben in den Tropen war so leicht, so lebensfroh, so ideal vom Klima für mich, nahezu pausenloser Sonnenschein, die Regentropfen waren fast zählbar. Das Paradies eben. Ich fühlte mich so gut und hatte, um mit Zoes Worten zu sprechen, Augen so strahlend weiß wie Leuchtbojen.

Wenn ich dann von den ganzen Krankheiten zu Hause im Rohkostlager las, wurde ich traurig. Ich hatte mich in Windeseile von meinen Zipperlein erholt und und konnte mein ganzes Gefresse der Zeit davor nur noch kopfschüttelnd betrachten. Ist es wirklich das Klima, was den Unterschied macht? In Deutschland wurden Mengen verputzt, die mir den Atem stocken ließen. Allein deshalb halte ich einen Aufenthalt in den Tropen für so heilsam: weil sich die Organe mal ausruhen können. Überlastungen machen dort wenig Spaß.

Nur wenige Wochen nach meiner Rückkehr und einer sehr sportlichen Zeit bekam aber auch ich Probleme. Mein Versuch, mein gutes Befinden der Tropen durch das Beibehalten der dort bevorzugten Produkte zu konservieren, hat nicht funktioniert. Mir war ständig kalt und ich wurde nicht satt, aß oft zu viel. An Fleisch oder Gemüse wie im Vorjahr um diese Zeit kam ich kaum mal ran, war dann aber himmlisch hoch drei. Mit Nüssen jedweder Art, auch eingeweichten, fand ich wiederum nie den Absprung. Die größte Anziehung hatten nach wie vor Durian, Jackfrucht und Bananen.

Es kam, wie es kommen musste: Mich erwischte ein so heftiger Infekt wie seit Jahren nicht mehr. Zwei Tage hatte ich bis zu 38,9 Grad Temperatur, was für mich ungewöhnlich hoch ist. Ich habe zum Gotterbarmen gefroren, hatte starke Gliederschmerzen und einen raschelnden Husten. Aber so ein Virus räumt auch auf und das hat mir gut getan.

Aktuell habe ich eine Vorliebe für Kräuter, meine geliebten Zwiebelchenblätter sind wieder da. Auch habe ich die Aloe für mich neu entdeckt. Zwei Sorten von den Blättern und eine Pflanze habe ich mir beim deutschen Aloezentrum bestellt. Es wurde sehr gute Ware geliefert.

Mir ist derzeit schnell alles zu alt. Das ist eine neue Entwicklung bei mir, hihi.

So richtig was Frisches gibt es derzeit ja kaum, wenn man vom tropischen Obst mal die Finger lassen möchte. Beim Gemüse begeistern mich gelegentlich Topinambur, Chicorée, Kohlrabi, Brokkoli und Fenchel. Aber eher selten.

Daher versuche ich es jetzt mit Keimlingen und Fisch. In Berlin habe ich zudem eine Quelle für frische Erdnüsse gefunden, wobei ich mich auch daran trotz sichtbarer Keimung sattessen kann.

So ganz fit fühle ich mich derzeit nicht. Die Dunkelheit und die nasse Kälte mach(t)en mir in diesem Jahr richtig zu schaffen. Dieses kalte Klima scheint mir zuzusetzen. Ich habe Energielöcher, die ich einfach anstrengend finde.

Zum Krafttraining gehe ich derzeit nur ein mal in der Woche. Ausdauersport bereitet mir gerade wesentlich mehr Freude. Insgesamt fehlt mir aber irgendwas und ich bin auf der Suche.

Aufgefallen ist mir, dass in Zeiten der größten Überlastung, wo ich auch mal wieder ein kleines Bäuchlein vor mir herschob, die zwischenmenschlichen Kontakte intensiver wurden. Ich war ähnlich verpeilt wie meine Umgebung und fühlte mich in ihrem Kreis herzlich aufgenommen. Nach ein paar Tagen war ich mir selbst zuwider, weil in mir ein anderer Film läuft und mir war klar, dass ich mich wieder abgrenzen will und auf mich selbst besinnen muss.

Was für mich immer hilfreich war, ist eine Mahlzeit auszulassen und im besten Fall die Menge auf 500 g zu begrenzen, egal, ob es Obst, Nüsse oder Tier sind. Mit einer Nahrungsmenge von einem bis höchstens anderthalb Kilo pro Tag geht es mir am besten. Wenn ich lese, was andere Rohis allein bis mittags verputzt haben, bekomme ich große Stauneaugen. Da würde ich flach liegen. Ich tendiere aber derzeit auch zu sehr konzentrierten Produkten. Honig und Datteln waren jetzt immer wieder mal himmlisch, sind mir aber eigentlich schon zu alt. Ich bin generell bei Süßkram derzeit vorsichtig. Bei den Nüssen habe ich gerade die Zedernkerne (von Orkos) für mich entdeckt. Sie sind herrlich frisch.

Nun wird es zum Glück Frühling. Die Sonne allein tut gut. Ich bin froh, dass sie jetzt zu uns kommt und ich nicht den beschwerlichen Weg zu ihr habe. Denn das ist mir dieses Jahr besonders bewusst geworden: Meine Heimat ist hier, wo man meine Sprache spricht, wo meine Kinder sind, wo mein Bett steht. Und ich habe nach meiner Rückkehr die klare, kalte Winterluft so genossen. Thailand ist toll für einen Urlaub, aber dauerhaft braucht es mehr zum Glücklichsein. Weil ich mich aber dort regelmäßig aufhalten und demzufolge auch verständigen möchte, werde ich ab April einen Sprachkurs für Anfänger besuchen. Damit werde ich mir das Paradies noch besser erschließen können. Und im November werde ich meine Kenntnisse dann vor Ort anwenden.