Montag, 3.8.2015

Ich habe heute noch frei und habe mir erst einmal wieder einen faulen Lesemorgen gegönnt, Tagebuch geschrieben und telefoniert.

Die Nüsse haben mich nachts öfter auf die Toilette geschickt, um das überflüssige Protein auszuscheiden, aber letztlich wachte ich halb acht schön ausgeschlafen auf.

Nach einer kleinen Schwimmrunde habe ich den Baum mit den Renekloden-ähnlichen Früchten abgeerntet. Im Gras versteckten sich zudem sehr viele weitere Exemplare. Da es in den kommenden Tagen nur noch heißer werden soll, habe ich sie noch schnell gerettet. Kaum jemand kümmert sich um diese ganze Pracht. Und wenn, dann wird halt nur mal genascht. Umso besser für mich.

Zum Mittagessen haben heute die roten Mirabellen perfekt gepasst. Am Strand gab es im herrlichen Sonnenschein eine köstliche Mahlzeit direkt vom Baum in den Mund. Einfach genial in der Reife, perfekt im Geschmack und gratis dazu. Nach geschätzt einem Kilo kam die Bauchsperre und ich war rundum zufrieden.
Besonders lecker waren die überreifen Exemplare, die schon matschig-braun waren oder glasig, von denen Tiere ebenso ihr Fressen gefunden hatten wie nun ich.

Gut, dass ich gestern Orkos abbestellt habe. Vielleicht hat es jemand anderen zudem glücklich gemacht, am Sonntagabend noch frische Feigen, Sapoten, Melone und Durian zu erwischen. Dann guten Appetit.

Mein heutiges Erlebnis bestätigt mich mal wieder in dem Gedanken, dass fehlende Sperren wie am Samstag mit denselben Mirabellen nicht unbedingt was mit der Qualität des Produktes zu tun haben müssen, sondern auch eine schlechte Auswahl ursächlich sein kann. Am Samstag wäre der Honig einfach die bessere Wahl gewesen. Wenn das Ei immer klüger sein will als die Henne.

Aber niemals ist es klarer als jetzt, dass Obst eindeutig zu unserer Nahrungspalette dazu gehört. So viel schnell und einfach verfügbare Energie, das kann kein Irrtum der Natur sein.

Es ist hier zwar ein Erholungsverein und bis Mitte September sind laute Geräusche untersagt, aber die Männer müssen ständig was schneiden, bohren, hämmern, sägen. Sie sind sich darin sehr einig, so dass jeder mal was tut und niemand sich aufregt. Nur ich (?) frage mich, warum die nicht einfach mal Ruhe geben können. Früher waren sie auf der Jagd und hatten zu tun, heute holen sie ihr Essen im Supermarkt und haben viel Zeit für ihre lautstarken Spielzeuge aus dem Baumarkt. Aber die Frauen sammeln ja auch nur noch bedingt und wenn, dann wird es umgehend (zerstörend) konserviert. Technik muss nicht immer Fortschritt bedeuten.

Am Nachmittag fragte mich ein Mann, ob er vielleicht einen der großen Zapfen unserer Zirbelkiefer haben könne. Na immer gerne. Habe ihm gleich drei Stück mitgegeben. Die sind wirklich außergewöhnlich groß und schön.

Buddelflink unternimmt alles, um die Fällung dieses Baumes zu erreichen. Der Baum ziehe ihm zuviel Wasser von seiner (nutzlosen) Hecke ab und die Nadeln stören ihn auch. Pech gehabt. Diesen Baum hat mein Vater gepflanzt und steht allein daher unter Bestandsschutz. Zudem werden die Nüsse nach 80 Jahren zahlreiche Tiere ernähren und vielleicht auch mal einen Menschen. Und bevor wir über diesen Baum diskutieren, reden wir erst einmal über dein Asbestdach, Freundchen.

Ian McEwan ist ein brillanter Erzähler. Ich bin sehr auf weitere Werke von ihm gespannt. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich in gespanntem Lesen.

Vorträge über Rohkost, wie ich sie gerade in Ralph's Tagebuch vermerkt sah, sind vielleicht durchaus interessant, aber eher noch ein weiterer Grund, mich von solchen Treffen fernzuhalten. Alles, was wirklich Bestand hat, steht in Büchern geschrieben, die ich jederzeit lesen kann oder wird in Foren und Blogs durchgekaut. Da hätte ich schon wieder fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich dann sowas auslasse und würde mich im Gegenzug unfrei fühlen.
Aber wer Spaß daran hat, warum nicht? So viele an der Rohkost Interessierte und interessante Mitstreiter findet man ja sonst nicht auf einem Fleck, (tierfreie) Vollpension inklusive. Das hat bestimmt auch für viele seinen Reiz. Nur für mich ist es nicht unbedingt das, was ich mir unter meinem Urlaub vorstelle.
Oft ist es auch so, dass Inhalte gerade durch die Persönlichkeit des Vortragenden ein besonderes Gewicht bekommen. Vielleicht wäre es auch möglich, solche Vorträge ins Netz zu stellen? Ich fand zum Beispiel die von GCB verfügbaren für mich sehr, sehr hilfreich.
Auf jeden Fall wünsche ich euch allen dort viel Spaß, nette Kontakte, neue Inspirationen und vor allem eine schöne Zeit und gute Erholung.

Das Abendessen fand ab 18:15 Uhr statt und bestand aus 888 g Tafelspitz einschließlich einiger Fliegeneier. Die Ränder waren schon etwas angetrocknet, aber das Innere war wunderbar gereift und butterweich. Ein kleiner, aber sehr feiner Fettrand verhalf dem Ganzen zu einer besonderen Note.