Donnerstag, 30.7.2015

Wie geht gute Erholung? Darf ich faul sein oder was ist dran am gepriesenen Aktivurlaub? Wie sollte die Mischung sein, um nach zwei oder drei Wochen wieder richtig fit zu sein?
Das habe ich mich vor einem Jahr gefragt und in Anbetracht der Urlaubszeit schreibe ich euch mal, was bei mir von einem Dossier in der "Psychologie heute" hängen geblieben ist. Es klang für mich absolut plausibel.

Der Grundgedanke ist, einen Kontrast zum Alltag zu haben. Also, wer im Beruf viel Kontakt mit Menschen habe, dem sei ein gemeinsamer Urlaub mit Freunden in einem Ferienhaus oft zu viel. Im Gegensatz dazu sei für Menschen mit einem eher einsamen Berufsleben so eine intensive zwischenmenschliche Zeit die reinste Wohltat.
Gleiches gelte für das Aktivitätslevel. Wer viel sitze, könne und solle sich im Urlaub gerne körperlich auspowern, während es für täglich körperlich aktive Menschen eine zusätzliche Belastung wäre. Da seien erst einmal Müßiggang und Ruhe vorrangig.
Sehr wohltuend sei auch, an ein bekanntes Urlaubsziel zu fahren, weil das den Stress erheblich minimiere. Man kenne sich vor Ort aus und verfalle zudem nicht in die Situation, noch unbedingt dieses oder jenes ansehen zu müssen, weil man vieles schon kenne. Daher seien die Tage wesentlich entspannter planbar und somit erholsamer.

Insofern mache ich alles richtig, denn ich fahre seit meiner Kindheit nach Zingst auf den Darß, seit Jahren nun auch mit der Familie. Wir kennen selbst in der Hochsaison Strandabschnitte, wo man viel Platz für sich hat, wissen um Versorgungsmöglichkeiten und Engpässe, vornehmlich ich genieße jedes Jahr dieselben Radwege, während mein Mann sich keinen Zentimeter mehr als notwendig aus dem Windschutz heraus bewegt und maximal eine Buchseite umschlägt. Ich hingegen laufe jeden Tag den Strand auf und ab, mal links und mal rechts herum, sieht ja sowieso fast überall gleich aus, hihi, aber ich genieße es so sehr, einfach nur mit dem Wind, dem feinen Sand und den Wellen eins zu sein, bestenfalls die Sonne auf der Haut zu haben und nichts weiter tun zu müssen als zu laufen und zu atmen. Die Gedanken kommen und gehen, manche Inspiration bleibt hängen - das ist für mich Erholung pur.
Um nicht völlig zu vereinsamen, mischen wir uns abends unter das Volk, genießen die Zingster Kultur, die für uns vornehmlich aus einem sächsischen Straßenmusikanten besteht, der sehr beliebt ist und dem wir gerne zuhören oder wir gehen an den Strand, wo in den letzten Jahren Tanzkurse stattfanden. Mein Mann war dazu nicht zu bewegen, aber die Musik war größtenteils schön. Gerne flanieren wir auch auf der Seebrücke, die Möwen kreischen über einen hinweg und erhoffen einen Leckerbissen, der Sonnenuntergang wurde schon unzählige Male in allen Varianten festgehalten, nochmal mit den Füßen im Wasser waten - Ostseeurlaub pur.

Auch hier muss jeder sein Maß und seinen Rhythmus finden, es gibt kein besser und kein schlechter. Gut ist, was gut tut und Kraft gibt.

Wir gehen auch getrennte Wege, weil wir so unterschiedliche Bedürfnisse haben. Wenn ich zum Beispiel morgens um sieben zum Tai Chi - Kurs oder einfach nur für mich an den Strand gehe, bringe ich manchmal anschließend frische Brötchen, Wurst und eine Zeitung mit, er frühstückt in Ruhe und wir planen in Abhängigkeit von der Witterung den Tag. An anderen Tagen nehme ich mir Ganztagestouren mit dem Rad vor, wo mein Mann abends froh ist, dass er nicht dabei war. An solchen Tagen erledigt er Behördenkram oder nimmt Baumaterialien entgegen, denn die Baustelle seines Elternhauses ist nur 30 km entfernt. Oder er bleibt den ganzen Tag mal auf der Couch liegen, was er sich sonst nie gönnt. So ist am Ende jeder glücklich und zufrieden.

In diesem Jahr nun sind wir die erste Woche mit den Enkeln zusammen, die zweite alleine. Bewährt haben sich getrennte Unterkünfte, nicht alles will und muss ich nochmal erleben. Nächtliches Babyweinen, morgendliche rivalisierende Geschwisterkämpfe oder abends nicht zur Ruhe zu bringende Sprösslinge haben wir hinter uns und das ist gut so. Aber am Strand ist es mit Kindern wunderbar und am Abend gehen wir zu ihnen und mein Mann lässt sich kulinarisch vom grillenden Schwiegersohn verwöhnen.

Und so habe ich mich heute ab halb zwölf verwöhnt:

- 1 Durian Chanee, 2100 brutto, 625 g netto - hat mich für das geschmacklose Exemplar von vor ein paar Wochen restlos entschädigt und versöhnt, gab nur das Fruchtfleisch und ganz viel weiche Creme von der Schale
- 500 g Palmenherz - ein fantastisches exotisches Gemüse
- 835 g Bananen Kollikutu - matschig-weich und soooo lecker

Monomahlzeiten sind besser, aber ich war einfach nicht anders satt zu kriegen.

Die gab es dafür abends und bestand aus ca. 220 g Durianrollen. Jaja, ihr lest richtig. Ein Mal im Jahr gönne ich mir diesen nicht ganz instinktiven Kaugummi, hihi. War eigentlich für Ausflüge im Urlaub gedacht, aber 3/4 der zweiten Packung sind ja noch da. Ist ähnlich abstrus wie Cashews, aber wunderbar konzentriert.

Wenn es bloß bald quietschsüße Feigen und Datteln gibt. Konzentrierte Kohlenhydrate sind bei mir gerade der Renner. Zur Zellerneuerung braucht man aber eher Proteine, oder?

Ich habe mich nämlich in den letzten drei Wochen an den Händen gehäutet wie eine Schlange. Erst dachte ich, es sei vom vielen schwimmen, aber nein, die ganze Handinnenfläche hat sich nach und nach erneuert. Kann vermutlich nicht schaden, bei Ü50 sowieso nicht, hihi. Der Körper wird schon wissen, was er tut und was er braucht.

Aber ich freue mich eigentlich auch schon wieder auf die kühlere Jahreszeit, die Birnen, an meinen im Vorjahr gepflanzten Mispelsträuchern hängen sage und schreibe schon zwei Stück dran, ich freue mich auf Mittagessen mit knackigem Gemüse und abends mit fettem Lamm oder Reh vor dem Kamin. Das Leben beschenkt uns so reich.

Und weil Lachen gesund ist, habe ich das heute ausgiebig getan. Ich fasse es einfach nicht. Mein Mann sprach von einer "Riesenbeule" am Autodach. Heute wollte ich mir den Schaden mal begucken. Hahaha, ich musste sie fast suchen. Nie und nimmer wäre ich damit überhaupt in eine Werkstatt gefahren. Und er sprach von blätterndem Lack, von Rost und da ist lediglich eine kleine Delle im Rahmen über dem Fenster. Des Mannes liebstes Kind... Aber na gut, ich habe keine Ahnung von sowas und nach unserem Urlaub wird der ganze Rahmen auf der betroffenen Seite ausgeschnitten und neu eingeschweißt, doppelt lackiert... Was für ein Aufwand wegen einer einzigen lächerlichen Beule *kicher*. Dafür hat er aber unsere Schrammen erstaunlich gut kaschiert bekommen und jetzt fahre ich damit erst recht, bis dass der TÜV uns scheidet *ätsch*.

Ach übrigens, den Rapshonig aus der Wabe habe ich heute morgen entsorgt. Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, so ein drittklassiges Produkt zu essen. Ich habe ja wohl eindeutig was Besseres verdient. Naja, besser eine späte Erkenntnis als gar keine.