Mittwoch, 29.7.2015

Heute habe ich mir über zweierlei Gedanken gemacht:

Wie wirkt es auf eine Frau, die sich mit Hingabe der Kochkunst widmet, wenn der Partner zur Rohkost findet. Es ist doch meistens so, dass die Frau die Ernährung der Familie dominiert. Überwiegend ist sie es, die einkauft, kocht, bäckt etc. Angenommen, sie tut das mit wirklicher Freude und nicht so wie ich, bei der es überwiegend Kurzgebratenes, Spaghetti Bolognese, Pellkartoffeln mit Quark oder Eierkuchen mit Apfelmus sowie Kuchen aus der Gefriertruhe gab, so dass wir uns immer alle auf die Besuche bei unseren Eltern freuten, hihi.
Wie ergeht es so einer Frau, wenn sich nun der Partner die Kirschen ohne Kuchen, das Steak ohne Grill schmecken lässt und ihrer kochenden Fürsorge nicht mehr bedarf? Im Gegenzug belastet er mit völlig neuen, merkwürdig riechenden, sehr kostenintensiven Früchte das Familienklima und die Haushaltskasse.

Eigentlich hat sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie ist froh, dass sie endlich jemand von dieser sinnlosen Küchenarbeit befreit und fällt ihrem Erlöser um den Hals, stürzt sich mit ihm auf Mangos, Jackfrucht und vielleicht irgendwann auch auf anderes, genießt aber dieses Experiment der gemeinsamen Entdeckungen.
Oder aber sie kann es nicht begreifen, der Alte muss doch wohl spinnen! Gekocht wurde schließlich schon immer und die Kinder brauchen schließlich was Richtiges zu essen.

Und nun? Was geht, was geht nicht?

Es ist natürlich alles immer individuell und es wird Schattierungen im schwarz-weiß-denken geben, aber ich glaube, je älter man ist, wenn man zur Rohkost kommt, umso schwieriger ist es auch, sie zu etablieren. Da gibt es oft jahre- oder jahrzehntelange Partnerschaften, Kinder, die nun zwischen Baum und Borke stehen, Diskussionen erleben, die es vorher auch in ihrer Schärfe vielleicht nie gab, es gibt Familienrituale, lieb gewonnene Gewohnheiten zwischen den beiden und plötzlich stellt einer alles auf den Kopf.

In den ersten Rohkostjahren freut sich der Rohi vielleicht noch über ein paar zusammen gewürfelte rohe Zutaten, aber gerade in der instinktiven Branche ist dies ja ausgesprochen verpönt und meist auch nicht mehr wirklich gut verträglich.

Was will ich damit sagen? Ich glaube, irgendwann trennt sich die Spreu vom Halm, manchmal nur beim Essen, manchmal generell. Oder aber man findet Kompromisse, wie immer die aussehen, ist sicher sehr verschieden. Habt ihr Lust, dazu mal was zu schreiben?

Ich glaube, die größte Chance auf ein erfüllendes Miteinander haben Menschen, die gemeinsam den Weg der rohen Ernährung beschreiten. Je jünger, umso besser.

Ich habe ja erlebt, wie es ist, wenn man als Frau und Mutter diesen Weg beschreitet und weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn mein Mann mit solchen Ideen angekommen wäre. Aber ich glaube, Männer sind da autarker, machen ihr Ding. Frauen klammern vielleicht auch an ihrer vermeintlichen Daseinsberechtigung.

Mich interessiert, wie Männer ihre Umsetzung der Rohkost in der Familie erlebt haben. Habt ihr Lust, dazu mal was zu schreiben? Frauen dürfen natürlich auch, hihi.

Und mein zweiter Gedanke schließt sich daran eigentlich an, auch wenn er in einem ganz anderen Kontext geboren wurde: Ist es möglich, mehr als nur eine Liebesbeziehung zu führen? Auch hier gibt es ja innerhalb der rohen Ernährung eine Tendenz zum Anderssein. Ist das aber realistisch?

Vielleicht kann man auch nicht beides in eine Schüssel werfen, die Rohkost und die Polyamorie. Bei ersterem betrifft es eher mich, zu letzterem gehören mindestens drei. Es ist eigentlich wie bei den Rauchern und Alkoholikern. Letztere stören mich wenig, sofern sie mich in Ruhe lassen und nicht im Rausch Auto fahren. Sie schädigen nur sich selbst. Anders dagegen die Raucher. Klickt das Feuerzeug, bekomme ich Fluchtimpulse.

Muss man also den Partner vorher fragen, ihn auch hier auf eine Entdeckungsreise mitnehmen, wenn man nun Absichten hegt, die jenseits der früheren Absprachen liegen? Was ist, wenn der Partner noch nicht so weit ist, aber man selbst bereits die Fühler ausstrecken möchte? Vielleicht wird es dieses Einverständnis auch nie geben? Und was dann? Heimlichkeit? Lügen und betrügen? Egoismus ausleben? Alles probieren, was geht?
Schwierig, findet ihr auch?

Ich habe für mich beides erlebt: Eine rohe Liebe, die mich einengte, Forderungen stellte und mich gleichzeitig leiden ließ, als eine weitere Partnerin dazu kam.

Danach fand ich die rohe Liebe meines Lebens, wo ich mich geliebt und frei zugleich fühlte, die mich vollkommen so annahm, wie ich war. Und wo ich keinerlei Herzschmerz hatte, als ich weitere Frauen vermutete. Diese Liebe zwischen uns war rein platonisch und vielleicht deshalb so viel intensiver, weil sie nicht mit Emotionen aufgeladen war. Der Kick für mich bestand vielmehr in einer grandiosen Intelligenz meines Freundes. Mehr als sieben Jahre verging kaum ein Tag, an dem wir nicht morgens einander begrüßten und kaum ein Abend endete ohne den Tag gemeinsam Revue passieren zu lassen. Er war viel zu integer, um mich an sich zu ziehen und ich konnte ohne schlechtes Gewissen meine Rolle als Frau und Mutter in meiner Familie leben. Nach dieser Zeit schien irgendwie alles gesagt und ohne das es weh tat, haben wir uns allmählich voneinander gelöst. Jeder hatte genug eigene Inhalte. Es fasziniert mich immer noch.
Und bei einem bin ich mir sicher: Er wird für mich immer da sein, wie ich für ihn.
Für mich ist so eine Liebe das Optimum, weil jeder sich eigenständig und mit den Anregungen des Anderen entwickelt.
Übrigens, wir haben uns nie persönlich getroffen.

Habt ihr Lust, von euch zu berichten? Vielleicht ja auch nach dem Treffen. Momentan sind vermutlich einige von euch schon mit Reisevorbereitungen beschäftigt.

Keine Ahnung, wieso ich gerade heute auf diese beiden Themen kam. Letzteres liegt vermutlich an der Lektüre des Buches "Solar", wo ein Nobelpreisträger der Physik, dessen erste vier Ehen aufgrund seiner Frauengeschichten in die Brüche gingen, nun entsetzlich leidet, als ihm in der fünften Ehe seine Frau genau das antut. Der Autor lässt ihn sagen, dass sich die anderen vier Frauen vermutlich die Hände vor Schadenfreude reiben würden, wenn sie es wüssten.

Im rohen Kontext wird sich ja gerne auch mal roh gebärdet und laut getönt, Eifersucht sei eine Folge der Kochkost. Ich denke, es ist eine Frage der Qualität der Liebe. Fühle ich mich geborgen und verstanden, wünsche ich meinem Partner alles Glück dieser Erde und wende mich eigenen Inhalten zu, wenn er anderweitig beschäftigt ist. Das hat was mit Selbstbewusstsein und Abgrenzung sowie dem Wissen, das mir nichts gehört, zu tun. Es war eine Entwicklungsaufgabe, die mir nicht immer leicht fiel. Aber ich habe auch für mich in dieser Hinsicht meine Grenzen erfahren, was mir gut tut und was nicht.

Derzeit ist für mich die Beziehungswelt vollkommen in Ordnung. Ich kann es auch mit einer Liedzeile sagen: Ich bin verliebt, in den eigenen Mann...

Dieser liebe Mann scheint seine Lust nach einem neuen Gefährt vorerst in Richtung Kajak zu kanalisieren. Gerade erzählte er mir, dass er für 1/3 des Neupreises ein zweites boddentaugliches Kajak ersteigert habe. Nun denn, mir soll es nur Recht sein. Ich hatte ja schon öfter vor, Radwandern in den Urlaub einzubeziehen. Aber mein Mann hasst Radfahren. Als Kind musste er bei jedem Wetter zur Schule radeln, an der Küste sicher kein Pappenstiel. Nun haben wir ein schönes gemeinsames Hobby, an dem wir beide Spaß haben.

Gegessen habe ich heute auch :

12:15 Uhr gab es fünf Sapote Mamey. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber sie war traumhaft. In einer Frucht waren sogar vier große Kerne. Die verzehrte Menge betrug 752 g.
Vermutlich war es dem fehlenden gestrigen Abendessen geschuldet, dass ich anschließend noch 359 g Rapshonig aus der Wabe gegessen habe. Er ist mir suspekt, tut mir aber nichts. Dennoch nichts für den regelmäßigen Gebrauch.

Das Abendessen fiel aus, weil ich erstens diese Zeilen verfasst habe und als ich damit fertig war, in der Nachbarschaft eine Rüttelmaschine die Pflasterarbeiten beendete. Egal, wohin ich mich verzogen hätte, überall wäre dieser Höllenlärm zu hören gewesen.

Es duften einige Produkte ganz lecker, insbesondere die heute eingetroffene Jackfrucht, Durian und Palmenherz von Tropenkost. Aber morgen ist auch noch ein Tag.