Uff, die Rehkeule hatte es in sich – das Wort mit „E…“ fällt mir dazu ein. Aber nach 15 Jahren Rohkost müsste ich eigentlich blitzblank wie eine Kloschüssel vor der ersten Benutzung sein…

Etwa 2 Stunden nach der Mahlzeit bin ich in einen ganz kuriosen Zustand geraten. Körperlich bin ich todmüde geworden, aber eher so massiv tiefenentspannt, wie das in keinem Kurs gelehrt werden kann (und ganz anders als damals beim Mais-Wildschwein). Rein geistig war ich aber hellwach und habe 3h mit großem Interesse dem Hörbuch über „Gewaltfreie Kommunikation“ gelauscht. Diese Zeit über wollte ich aber nicht mal den kleinen Finger bewegen.

Die auditive Sperre war nach dieser Zeit erreicht und ich ging mit meinem Buch ins Bett. Um 21 Uhr kam der Sandmann, Puls lag bei 55.

Und um 2 Uhr war ich munter. Auch da war ich umgehend richtig schön wach im Kopf und habe gedanklich einiges durchgekaut, was vor dem baldigen langen Urlaub noch zu erledigen ist. Der Morgenpuls war bei 50.

Um 5 Uhr bin ich dann aufgestanden und habe meine Vorräte aussortiert: Diverses alte Obst kam zusammen mit alten Safus, Drups der Ölpalme und bisher nicht verzehrten Krebsbeinen in mein Kräuterbeet. Da gibt es immer irgendwelches Kleingetier, was Gefallen daran findet. Die Sonnenblumenkeimlinge wanderten ins Vogelhaus. Ist derzeit alles nicht für mich gemacht.

Beim Fleisch habe ich auch radikal aussortiert. Der Hund wird nun ein paar Tage Freude haben. Der ist recht wählerisch und was ihm nicht gut riecht, ignoriert er schlicht. Einen Rest vom Hirsch und Rinderleber jedenfalls haben ihm als Frühstück gut geschmeckt. Knochenmark waren sein Mittagessen und Schweinbacke gab es zum Abendessen. Diese fettreichen Produkte schmecken mir jetzt nicht mehr. War einfach zu viel vorhanden bzw. hat der Bedarf nicht gepasst. In einer Rohkostgemeinschaft würde sich sowas leichter regulieren lassen.

Ansonsten habe ich alles aus den Glasbehältern genommen und lasse es jetzt von allen Seiten gleichermaßen trocknen. Und entweder wird das dann irgendwann anziehend sein oder das Fest für den Hund geht weiter. Gerade alte Innereien sind nicht so mein Ding.

Auch die kleinen Fische wie Sardinen und Sardellen habe ich jetzt zum Durchtrocknen ausgebreitet. Sie rochen immer mal wieder ganz lecker, aber nie anziehend genug.

Den Vormittag über habe ich mich irgendwie „schaumgebremst“ gefühlt. Einerseits sind 5h Schlaf bei wenig Essen durchaus ok, aber so richtig wohl fühle ich mich damit dennoch nie. Irgendwas stimmt also nicht. Und ich habe gefroren, wie immer, wenn ich müde bin. Zum Glück ist es Sonntag und kein Arbeitstag.

Habe mir dann zwei Kühlschrankthermometer gekauft, die auch Temperaturschwankungen anzeigen. Die Rezensionen lesen sich recht gut.

Um 12:15 Uhr waren dann die angetrockneten Sardellen an der Reihe. Sie waren göttlich. Besonders die Köpfe hatten es mir angetan. Einige Sardellen waren noch komplett weich, andere wiederum schon angetrocknet; perfekt. Ich aß 119g von diesem überaus eiweiß- und fettreichen Produkt.

Ich genieße derzeit tierisches Protein am Mittag oder Nachmittag sehr. Im Büro habe ich zwar neben diversen Nüssen, Samen und Algen auch getrocknetes Fleisch vom Reh und Wildschwein, aber das dient eher meiner Bedarfsermittlung, als denn zum wirklichen Verzehr. Es ist alt und trocken und wird nun auch aussortiert.

Den Nachmittag verbrachte ich in viel Ruhe vor dem Kamin und schaute mir den Film „Medicus“ an. Er nimmt ja ein etwas kurioses Ende, als der alte Bader fragt: „Wo sind denn die ganzen Kranken hin? Gibt es denn hier keine Kranken in diesem Dorf?“ und ein Junge ihm antwortet: „Die sind jetzt alle im Krankenhaus, bei dem großen Medicus. Dort hat jeder ein Bett und bekommt viel warmes Essen und der Medicus kommt jeden Abend und erzählt Geschichten.“ Aber letzten Endes ist das ja auch ein Stück Realität. Der Film hat mir aber super gefallen, die Schauspieler fand ich genial.

Um 17 Uhr gab es dann trotz externer Sperre eine zweite Mahlzeit, und ich bin im Zweifel, ob das die beste Idee war. Einerseits spürte ich zwar deutlichen Appetit, andererseits merkte ich aber auch, dass die Sardellen noch nicht aus dem Magen raus waren. Und die beste externe Sperre ist für mich mein Mann.
Es mag kurios klingen, aber seine (unbewussten) Handlungen haben für mich schon sehr oft Sperren signalisiert. Wenn er plötzlich laut scheppernd etwas fallen lässt, für sich sein Essen mit der Bemerkung: „so, genug für heute“ beendet, wenn er mir mitten im Essen etwas zeigen will… dann habe ich hinterher immer gemerkt, dass das auch Sperren für mich hätten sein sollen. Wer so was nicht schon selber erlebt hat, mag hier ungläubig den Kopf schütteln.
Heute jedenfalls sagte er auf meine Ankündigung, jetzt etwas essen zu wollen, eher im Spaß: „Was, schon wieder?“ und ich spürte, dass er Recht hat. Also ging ich erst einmal duschen, danach ist mir immer sehr viel klarer, ob und was ich (essen) will.

Und es war sonnenklar: ich will essen und ich will Lamm. Mit großem Appetit aß ich von einem Lammnacken 549g und knabberte von einem Nackengerippe noch 49g ab. Da ich noch absolut hungrig war, wandte ich mich meinem letzten Bioladen-Gemüse-Einkauf zu und aß etwa zwei Hände voll Feldsalat, ein paar Blätter der asiatischen Salatmischung (total scharf und super lecker!), eine Handvoll Rucola, etwas Lauchstange und ½ Brokkoli, vornehmlich Blätter und Strunk.

Danach hatte ich eine kleine Menge Durchfall. Ich war darüber so ärgerlich, weil ich verdammt nochmal zunehmen will und Durchfall immer eine schlechte Verdauungssituation anzeigt. Ich vermute, dass dahinter die saure Obstmahlzeit und der Honig vom Donnerstag steckten, würde zur Verdauungszeit und der nächtlichen Wachheit passen.

Eigentlich stellen Toilettengänge für mich immer das Ende der Mahlzeit dar, aber andererseits wollte ich dem augenscheinlichen Bedarf meines Körpers nach weiteren Nährstoffen auch nachgeben. Gerade nach größeren körperlichen Belastungen (wie der gestrigen Radtour) kommt der körperliche Bedarf (bei mir) immer am Folgetag.

Und daher ging es weiter: Der Sesam hatte es mir angetan. Geschmacklich war er schon recht alt und wird nun auch entsorgt, aber die gestrige Mahlzeit „musste“ noch sein, weil er von den Inhaltsstoffen wohl voll passend war. Keine Ahnung, was die Menge betrifft, irgendwo so im Bereich zwischen 200 und 300g. Danach gab es 2/3 eines Kohlrabis. Und den Abschluss bildete ½ Handvoll Cashewkerne (die letzten von Orkos), die aber sehr gut sperrten.

Nun war ich endlich satt, aber auch traurig über meine fehlende Gewichtszunahme. Ganz im Gegenteil: durch das wenige Essen der letzten Tage und immer wieder auftretende Durchfälle habe ich nochmal 2,5kg abgenommen und stehe nun bei 43,4kg. Seufz. Habe mich daher letzte Woche mal durchchecken lassen, aber Blutbild, Urin (bis auf hohen Ketonwert ) und Ultraschall von Leber, Bauspeicheldrüse, Nieren und des Unterleibs sind völlig ok. Vom Wohlbefinden ging es mir die letzten Tage grundsätzlich besser als bei meiner vorherigen Eiweiß- und Zuckermast. Und vor allem habe ich mich zu dem wenigen Essen nicht gezwungen, es hat einfach gepasst. Ich habe es als Regenerationsmechanismus des Körpers und vor allem des Darmes angesehen. Dieser geht mir aber irgendwie nicht schnell genug. Wahrscheinlich brauche ich einfach Ausdauer, Geduld und eine gewisse Disziplin und vor allem eine wahrhaft gute Nahrungsqualität. Ich befürchte, dahingehend habe ich mir in der Vergangenheit trotz besten Glaubens öfter ein Bein gestellt, als mir bewusst war. Das grenzte schon an (unbewusste) Selbstzerstörung. Und ich bin wahrscheinlich auch sehr empfindlich und spüre kleinste Denaturierungen. Also muss ich mir Gedanken machen, wo und wie ich mir einwandfreie Nahrung beschaffe. Und dazu fällt mir vor allem eines ein: direkt aus der Natur, soweit irgendwie möglich, ansonsten von Direktanbietern oder persönlichen vor-Ort-Einkauf.

Naja, wird schon wär’n, nur nicht plärr’n.