Wenn ich irgendwas an Entspannungskursen außerhalb meiner Wohnung nicht mag, dann, dass sie immer zu Ende sind, wenn ich mich am liebsten zusammenrollen und einschlafen würde.
So erging es mir gestern auch. Daher bin ich umgehend aus dem Auto in mein Bett gefallen und dort für gut 8h geblieben.

Zu meiner gestrigen Rehmalzeit habe ich noch folgende Bemerkungen: Überraschenderweise habe ich es als grenzwertig alt empfunden. Nachts waren sowohl der Hund (der die restlichen gut 600g zu fressen bekam) und ich vorübergehend munter.

Möglicherweise liegt es an der Reifungsmethode: Lasse ich Fleisch natürlich und von allen Seiten gleichermaßen trocknen, mag ich es, weil es im Inneren einfach schön vor sich hin reift. Die Rehkeule hingegen hatte ich in einer großen Glasschüssel zu liegen, eben um den Rundumtrocknungsprozess zu verzögern. Ich mag es, wenn sie dann wenigstens von einer Seite noch lange frisch und saftig bleibt. Für ein paar Tage mag das gehen. Aber längerfristig ist das eher ungeeignet und unnatürlich, weil unter diesen Bedingungen ganz andere Reifungsmechanismen ablaufen.

In „Darm mit Charme“ las ich, dass die höchste Zufriedenheit erzielt wird, wenn darmbakteriengerecht gegessen werde. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum einige von uns zu frischem Fleisch tendieren, andere wiederum eher reifere Produkte bevorzugen, jeder also nach seinen momentanen Bedürfnissen verfährt.

Ich mag manchmal Frisches, tendiere aber eher zum Reiferen.

Nur ist das in der Natur so verfügbar? Wenn es so ist, wie Burger schreibt, dass wir die Reste der Frischfleischesser verzehren, dann wird da wohl nicht lange viel vorhanden sein, weil die Konkurrenz auch nicht schläft.

Also ist frisch doch eher natürlich?

Andererseits denke ich an frühere Berichte von Orkosmitarbeitern über diverse Fressgelage mit altem Fleisch oder selbst gute Warenhäuser werben mit der Aufschrift: „gut gereift“ etc.

Also was ist nun natürlicher…hm?

Die ursprünglichen Lebensmittel wie Fisch, Muscheln und Insekten verderben schnell, was wiederum für Frische spricht.

Und gezüchtete Landtiere in Umluftvitrinen reifen zu lassen ist wohl von Gott nicht so gewollt…

Wahrscheinlich ist es günstiger, lieber öfter Frischware zu besorgen und dann selber zu entscheiden, ob, wann, wo und wie man die essen möchte. Ich bin immer bestrebt, mich nicht ständig um mein Essen kümmern zu müssen und nehme daher immer gerne etwas auf Vorrat, aber das ist Blödsinn, weil man in der Natur auch ständig neu sein Essen organisieren muss. Gleichzeitig umgeht man auf diese Weise Gewöhnungseffekte bzw. minimiert Risiken durch falsche Lagerung.

Gerade erst wurde ich (wieder) auf die Brisanz von (minimalster und augenscheinlich nicht wahrnehmbar) zu kühl gelagerter roher Produkte aufmerksam gemacht. Irgendwie habe ich dieses Problem für mich bisher gar nicht wahrgenommen. Und jetzt frage ich mich, ob solche Empfindlichkeit natürlich ist. Wenn wir bald wieder kleine Nachtfröste haben werden und ein Tier mittags einen warmen Kadaver bzw. Reste davon findet, lässt der das liegen?

Oder nehmen wir die Nordsee: Bei Ebbe liegen unzählige Fische, Muscheln etc. auf dem Sand, die bei der nächsten Flut wieder ins Meer gespült werden. Frisst die wirklich niemand mehr, falls die im Winter Frost und im Sommer zu viel Sonne abbekommen haben?

Denn gleiches gilt für die Temperaturerhöhung im oberen Segment: Wenn reife Früchte zu Boden fallen und in der sommerlichen Sonne erhitzt werden (in den Tropen noch viel stärker als hier), kriechen dann Schnecke, Käfer, Raupe etc. mühsam den langen Weg zur undenaturierten Frucht, die noch am Zweig hängt oder stürzen die sich nicht einfach auf das, was ihnen zu Füßen liegt? Warum sonst sind auf dem Obst, welches auf der Erde liegt, immer viele Fraßspuren?

Ist das eine mögliche Erklärung dafür, warum viele Trockenfruchtanbieter gar nicht auf die 40°C-Marke bei der Trocknung fixiert sind, sondern gleich schreiben, „schonend getrocknet“, „in der Sonne getrocknet“ oder „bei 50°C getrocknet“?

Unterschieden werden muss hierbei wohl noch zwischen Kohlenhydraten und Proteinen.

Vielleicht ist es sinnvoll, diese beiden Themen zum natürlichen tierischen Verzehr und zur Temperaturtoleranz in separaten Beiträgen zu diskutieren.

Gerade die möglichen Gefahren durch kurzes Gefrieren versetzt mich etwas in Sorge, weil wir es einfach nirgendwo ausschließen können, selbst nicht beim heimischen Wildhändler. Und erst recht nicht bei Bio- und anderen Großhändlern, die alle bestrebt sind, ihre Ware langfristig, also möglichst im untersten Temperaturbereich, zu lagern.

(Warum) muss Rohkost so schwierig sein? Ein Leben in der Natur ist doch so simpel… aber in Kürze auch in unseren Breiten wiederum eher alles andere als komfortabel… also doch in die Tropen ziehen? Ich bin auf meine Erfahrungen in Thailand sehr gespannt…

Bei viel Sonnenschein begab ich mich per Rad zu einem Wildhof in meinem früheren Heimatort. Ich fuhr durch sehr viel Natur, kam an dem Badesee meiner Kindheit vorbei und kaufte unterwegs an einem Tisch des Vertrauens einen bunten Strauß Gartenblumen und wunderschöne, selbst gestrickte dicke Wollsocken. Sie passen wie für mich gemacht.

Bei dem Wildhof sah ich schon von weitem viele Autos stehen, was meine Vermutung bestätigte: Dort war heute Schlachtefest. Es herrschte viel Andrang. Als ich an die Reihe kam, war noch genau eine wunderschöne Rehkeule von 2,1kg mit beiden Knochen vorhanden. Blatt vom Reh war nur noch in der Frostvariante verfügbar und der Rücken wiederum ist mir mit 25€/kg entschieden zu teuer für so viel Knochen und wenig Fleisch. Also hat die Rehkeule perfekt gepasst.

Anschließend habe ich meine Familie auf dem Friedhof besucht und die Blumen auf ihr Grab gestellt. Ich bleibe dort nie lange, weil meine Eltern und meine Schwester für mich an anderen Orten präsent sind als dort. Es ist mehr eine Geste und weil ich weiß, dass sie sich über meinen Besuch freuen würden…

Auf dem Rückweg bin ich kleine Umwege gefahren, um das Flair meines Heimatortes länger genießen und in mir aufnehmen zu können. Und Proviant hatte ich ja nun genug dabei .

Eine schöne Entdeckung war dann ein offener Hofladen (naja, eher eine kleine Holzhütte) einer Bioland-Gärtnerei, die immer samstags per Vertrauenskasse ihre selbst erzeugten Produkte anbietet. Heute gab es Rosen- und Wirsingkohl, Möhren, Kartoffeln, Kürbis und Rote Beete. Für mich rochen nur die Quitten interessant, davon habe ich zwei große, kräftig gelbe Exemplare mitgenommen.

Unterwegs roch ich noch an den Hagebutten und Schlehen, aber Fehlanzeige.

Nach knapp 4h kam ich wieder zu Hause an. Die geradelte Distanz lag so um die 40-45 km. Mit dem Auto sind es 55km, aber der Radweg ist kürzer.

Ich war gespannt auf den Geruch der frischen Rehkeule. Hmmm, sie roch einfach sehr gut. Da ich aber seit gestern Mittag trotz abendlicher Sauna und der jetzigen Radtour bisher fast nichts getrunken hatte, nun aber Durst verspürte, habe ich 2/3 einer Fachingerflasche gelehrt.

Ich nahm noch ein paar andere tierische Produkte aus dem Kühlschrank, fütterte den Hund, ging duschen und wandte mich nun mit großem Appetit der Auswahl zu.

So langsam werde ich zum Regionalfreak, weil immer mehr davon gut riecht, heute z.B. der Parasolpilz. Zu meiner großen Freude war es aber genau die frische Rehkeule, die deutlich am besten roch. Der Weg hatte sich also gelohnt.

Nach 193g kamen zwei Sperren: Erst spürte ich ein leichtes Drücken im Darm und während ich noch dachte: „ach schade, jetzt schon“ wurde der nächste Bissen eklig im Mund und ich spuckte ihn aus. Und da war dann auch kein Bedauern mehr, weil es einfach stimmig war.
So schön kann Rohkost mit sperrensicheren Produkten sein. Ein herzliches Dankschön an die beiden Rohis, die mich ein bisschen in die frische Wildfleischecke geschubst haben.

Ein weiteres Essen heute ist eher unwahrscheinlich. Ich fühle mich rundum zufrieden. Mal sehen, wonach es mich sonst so gelüstet. Vorhin habe ich das Hörbuch „Gewaltfreie Kommunikation“ von Rosenberg heruntergeladen; irgendwas für den Kopf kann der bisherigen körperlichen Aktivität ruhig noch folgen.