Pünktlich um 22 Uhr war das gestrige Lamm wohlverdaut, denn dann wich die klare Wachheit einer plötzlichen Müdigkeit. Die Nachtruhe dauerte bis 7 Uhr, wo mich herrliches Vogelgezwitscher – fast wie im Frühling - weckte.

Die gestrige konzentrierte Lammmahlzeit (schreibt man das wirklich mit drei m’s?) ist mir hervorragend bekommen. Der Einschlafpuls lag bei 53 und der Aufwachpuls bei 58. Der morgendliche Ketonwert lag wieder bei 8mmol/l. Nachts war ich wieder 3x auf der Toilette, aber mit Obst ist es erheblich häufiger und insofern kann es nur noch besser werden.

Durst verspürte ich weder morgens noch am Vormittag, so dass ich nur sehr wenig trank. Der Hals schnürte sich regelrecht zu; als wenn ich ersticke, wenn ich noch einen einzigen Schluck trinken wollte. So eine Sensibilität beim Trinken ist mir neu. Aber irgendwie schien mir mein Körper in einer so extatischen Zufriedenheit zu sein, dass er keinerlei Nahrungsbedürfnisse signalisierte.

Statt dessen hatte ich heute ein ganz anderes Bedürfnis: Bereits nachts sehnte ich mich nach einem Aufenthalt im Freien (und daher werde ich ab dem nächsten Frühjahr versuchen, bis auf die kalte Winterzeit durchgängig draußen zu schlafen). Und morgens gab es kein Halten mehr; Hund geschnappt und los ging’s. Leider kann mich der Hund aufgrund seines Alters nun nicht mehr auf stundenlangen Touren durch Wald und Feld begleiten, so dass ich ihn nach einer kurzen Runde zurückbrachte, mir in den Rucksack Handy und Wasserflasche packte, um die nächsten Stunden bei einem sonnigen Spaziergang zu verbringen.

Die Zeit war durch ein langes Telefonat unter Frauen recht kurzweilig. Meine Gesprächspartnerin entstammt einer früheren Sowjetrepublik. Mir ist aufgefallen, dass nicht nur sie, sondern auch viele ihrer Landesgenossinnen selbst im zunehmenden Alter ausgesprochen schöne und glatte Haut haben. Als sie sich über das fette Essen in ihrer Heimat beklagte, fragte ich sie nach ihren dortigen Vorlieben. Und sie bestätigte meine Vermutung, dass sehr viel Protein und Fett verzehrt werden. Auf meine Frage nach dem Konsum von Süßwaren oder Kuchen anwortete sie, dass sie auch solches mögen, aber vorzugsweise auch hier Buttercremetorten etc, also Fett.

Diese Aussagen passen zu meinen Beobachtungen an meinem großen Sohn, der immer so dünn war wie ich. In den letzten Monaten hat er ein sehr schönes Gewicht erreicht und auch er sagte mir, dass er nicht mehr nasche. Es schmecke ihm nicht mehr. Statt dessen ließ er sich von mir nun zum Frühstück Rühreier mit Schinken zubereiten.

Der Fahrplan scheint für mich klar zu sein: weg vom Süßen. Hoffentlich spielt die Sucht mit.

Unterwegs probierte ich diverse Kräuter, Kiefernnadeln, Weißdorn – alles nix. Bei Hagebutten kam ein angenehmer Geruch auf, so dass ich ein paar mitnahm. Auch einen sehr schonen Apfel hob ich als Wegzehrung auf. Jetzt bin ich mal gespannt, wann der Vit.C-Bedarf den Fleischbedarf übertrumpft.

Als ich nach 12 Uhr wieder zu Hause eintraf, war noch kein wirkliches Nahrungsbedürfnis vorhanden. Also setze ich mich nach einer erfrischenden Dusche mit der Fortsetzung von „Die Säulen der Erde“, dem Roman „Die Tore zur Welt“ in den Sonnenschein. Ich lese immer mehrere Bücher parallel, und bei diesem war ich etwa in der Mitte des Buches irgendwann auf die Sperre gelaufen. Heute hatte ich wieder Lust darauf und tauchte umgehend tief entspannt in die Handlungen und Figuren der damaligen Zeit ein. Wunderschön zu lesen, wenngleich die heutigen Intrigen nicht viel anders laufen…

Irgendwann wurde es mir bei 12°C im Sitzen draußen zu kühl und so wechselte ich auf die Couch am offenen Fenster. Währenddessen heizte der Kamin auf.

Um 15 Uhr verspürte ich dann deutlichen Appetit und alle Voraussetzungen waren auf grün geschaltet: der Kamin lief auf Hochtouren, ich hatte mich genügend bewegt und Sonne getankt, es war ruhig im Haus – genauso liebe ich es für eine entspannte Mahlzeit.

Es war der gestrige Lamm-Nacken, der weiter verzehrt werden wollte. Es waren genau 501g, diesmal nur Fleisch, was mit etwas Sehnen und wenig Fett durchsetzt war. Das trockene Fleisch habe ich ja gestern nahezu komplett vertilgt, aber als ich auf ein kleines Stück kam, wurde es mir umgehend zu trocken, also ausgespuckt.

Und jetzt habe ich hoffentlich die Nerven und die Energie, mich der verhasstesten Tätigkeit des ganzen Jahres zu widmen: Der Lohnsteuerausgleich wartet hier seit einer kleinen Ewigkeit auf die abschließenden Details und mein Mann beginnt zu Recht zu drängeln…