Das gestrige Reh ist mir grundsätzlich gut bekommen, allerdings ist die verzehrte Menge aufgrund der z.T. mitgegessenen trockenen Randschichten wohl doch etwas zu viel geworden. Das ist halt immer das Problem mit den Trockenprodukten… Abends bekam ich großen Durst und habe diesem irgendwann auch nachgegeben und dann wieder nachts häufigere Toilettengänge gehabt.

Vielleicht ist es auch einfach so, dass diese Regel (von der DGE?), den Eiweißgehalt proportional zum Körpergewicht zu sich zu nehmen, nicht unbedingt so abwegig ist. Sicher, bei instinktiver Ernährung macht man sich eher nicht solche Gedanken, aber ich bemerke Eiweißüberlastungen momentan als sehr negativ. Und insofern sind mir Mahlzeiten mit max. 50g Eiweiß auch die liebsten, was ca. 300g Fleisch bedeutet.

Und dazu schlage ich gerne hier nach. Dieses Buch ist mit zahlreichen Bildern, Texten, Informationen zu Nahrwerten und Mineralstoffen sehr anschaulich illustriert und v.a. sehr schön für unsere Zwecke, weil alle Nahrungsmittelgruppen darin vorkommen: Landes- und Tropenobst, Gemüse, Nüsse und Samen, Fleisch und Innereien, Fische und Krustentiere…

Schatalova wiederum meint ja, dass wir eh viel zu eiweißlastig essen und beruft sich auf das Baby, welches mit Muttermilch, welche nur 2% Eiweiß haben soll, so immens wächst.
Viel interessanter jedoch finde ich ihren Hinweis, dass für die Verdauung von 1g Eiweiß 42g Wasser benötigt werden, d.h. also für 100g Eiweiß muss die Niere über 4 l Wasser filtern. Vielleicht hängt genau dieser Mechanismus mit meiner häufigen nächtlichen Pinkelei zusammen.

Bei meinem vormittäglichen Yoga- und Dehnungsprogramm hingegen schwirrten mir –zig Gedanken an alles Süße meiner Auswahl durch den Kopf: gerade hatte ich die saure Tamarinde beim Aufräumen wiederentdeckt, ich dachte an zwei sehr reife Mangos, überlegte im Stillen, ob ich nicht doch das Orkos-Dattel-Testset und am liebsten noch die Soft-Feigen bestellen sollte…

Den Fleischgeruch aus der Nachbarschaft fand ich alles andere als anziehend.

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Als ich um 11:45 Uhr meine Nase über das Obst hielt, war ich etwas enttäuscht, dass aber auch gar nichts riechen wollte. Hoffnungsvoll ging ich zu den Gemüsen über: null Anziehung. Alle pflanzlichen Proteine waren ebenfalls völlig unattraktiv: Kokosnüsse, Avos, Nüsse, Safus.

Dann fiel mein Blick auf einen ganzen Rippenbogen vom Lamm, den ich zum besseren Riechen in der kühlen Luft des Schlafzimmers zu hängen habe. Und hier kamen sofortige geruchliche Anziehung und ganz spontaner Speichelfluss: Bingo!

Vorsichtshalber roch ich noch am Weiderind, dessen Innereien, an Reh und Hirsch – aber das Lamm war der Hit.

Es interessierte mich nur das Fett und ich knabberte genüsslich an den fettesten Stellen. Urplötzlich kamen zwei Sperren: Geschmacksumschlag und Aufstoßen.
Ich habe für mich Folgendes feststellen müssen: Wenn ich ein Teil vom Tier essen, z.B. Fett und nach der Geschmackssperre aufstoße, ist der Bedarf für diese Mahlzeit gedeckt. Wenn ich nur den Geschmacksumschlag habe, aber nicht aufstoße und weiterhin Appetit verspüre, kann ich mit dem Fleisch weitermachen. Hat einige Zeit gedauert, bis ich diesen Mechanismus kapiert habe, aber so funktioniert es dann am besten, wenn ich keine Fleisch-Fett-Kombination will, sondern ausschließlich auf eines von beidem scharf bin.

Die Waage zeigte die minimale Menge von 49g an. Aber ich fühlte mich einfach total zufrieden.

Anschließend genoss ich noch mehrere Stunden den Sonnenschein. Was für ein Traumwetter um diese Jahreszeit!

Um 17 Uhr war dann die nächste Mahlzeit an der Reihe. Vorsorglich hatte ich einen etwas fleischigeren Lamm-Nacken aus dem Kühlschrank genommen und ins Warme gelegt, weil ich davon ausging, wenn mittags nur das Fett interessant war, könnte es am Abend besonders das Fleisch sein. Und an der Rippe ist eher weniger Fleisch und v.a. auch recht angetrocknet. Die Wahl fiel aber eindeutig auf dasselbe Lamm-Rippenstück wie mittags. Ich vermute, es liegt daran, dass es schon länger abgehangen ist als die anderen Stücke, die alle im Kühlschrank lagern und es somit den höchsten Reifegrad hat.

Ich habe gestern Abend in Burgers „Rohkosttherapie“ geblättert und dort folgenden Hinweis gefunden: Grundsätzlich sehe er es so, dass wir aufgrund unserer fehlenden Eckzähne nicht an den Fleischverzehr angepasst seien. Zudem seien wir kaum in der Lage, Tier selber zu erjagen. Das ergehe anderen Tieren aber nicht anders; die leben auch vom Gerippe, den Resten dessen, was die Frischfleischesser übrig lassen. Für uns sei frisches Fleisch eher geschmacklos und nicht gut verzehrbar.
Nun ist sicher die Frage, wie frisch es ist. Also ich habe auch schon sehr frisches Fleisch gut essen können. Überwiegend geht es mir aber so, wie er es weiter beschreibt: Wir Menschen (und auch die Schweine ) würden abgehangenes Fleisch bevorzugen. Dann gebe es noch die Aasfresser, aber dazu würden wir auch nicht gehören; dieses Fleisch stinke bereits und beherberge Maden.
Nun ja, also Geruch ist sicher relativ; mitunter stinkt meiner Familie mein abgehangenes Fleisch bzw. fand ich auch schon madiges Aasfleisch überaus anziehend.

Jedenfalls hatte ich von diesem abgehangenen Rippenbogen eine äußerst delikate Mahlzeit, die diesmal aus allen drei Komponenten bestand: Fleisch, Fett und Knochengebälk. Auch hier kam wieder eine klare Sperre durch tropfende Nase, Geschmacksumschlag und Aufstoßen. Die Waage zeigte die Miniportion von 73g an.

Sicher, es ist sehr wenig, aber ich bin froh, dass ich diese geringen Mengen akzeptieren kann und vor allem tief zufrieden bin. Irgendwas wird sich der Körper bei diesen Rationen schon denken.
Im Sommer, als ich sagenhafte Mengen an Durian und Bienenbrot verzehrt habe oder auch bei Fleischmengen von 700-1000g am Tag habe ich nicht zugenommen. Also versuche ich es jetzt mal mit der "weniger-ist-mehr-Methode".

Vielleicht hat die geringe Nahrungsmenge aber auch damit zu tun, dass mein Mann gerade eine heftige Erkältung durchlebt und das Haus somit virenverseucht ist. Mir ist schon öfter in solchen Zusammenhängen aufgefallen, dass ich dann nur sehr wenig essen möchte. Wenn ich mit dem Kopf dagegen gesteuert habe, hatte ich prompt auch Symptome; anderenfalls ging alles an mir vorbei…