Nach 6,5h Schlaf war ich munter und dachte an Sport. So richtig aufraffen konnte und wollte ich mich um 5 Uhr dazu aber nicht und so sinnierte ich die nächsten zwei Stunden über Gott und die Welt nach, lauschte dem Regen und den ersten Geräuschen des erwachenden Dorfes. Finde ich immer sehr entspannend.

Als ich mich dann aus dem Bett aufraffte, wurde mir klar, warum ich vorher keinen Handlungsimpuls zum Aufstehen verspürt hatte: Ich hatte in den Beinen ein Gefühl wie beim Muskelkater und als wenn ich hinter jedem Bein einen zentnerschweren Sack herziehe. Oh je, und vor mir lag ein 12h-Arbeitstag. Der Puls war erhöht, die Verdauung blockiert; war das Essen gestern wieder zu spät gewesen, habe ich mir in der Sauna „was aufgelesen“, waren die Cherimoyas Schrott?

Ich begann den Tag also gaaanz langsam, trank Fachinger mit Heilerde und bekam einen Heißhunger auf süßes. Also habe ich an der Kassia geschnuppert und etwa 20 Plättchen genussvoll gelutscht. Danach ging es mir deutlich besser, so dass ich beschloss, zumindest den ersten beruflichen Termin wahrzunehmen. Ich hatte keine Lust auf Krankenstatus, mir fehlte ja nichts weiter und Ablenkung war sicher nicht das Schlechteste. Ich hatte dann zwei wirklich inspirierende, menschlich sehr angenehme Gespräche und war froh über meine Entscheidung. Dennoch habe ich mich den ganzen Vormittag so besch… wie lange nicht gefühlt, irgendwie virenbelastet. Aber ich trank viel Wasser und genoss es, im warmen Büro sitzen und in Ruhe vor mich hinarbeiten zu können. Der Geist funktionierte nämlich erstaunlich gut.
Mittags roch eine Ananas Queen Victoria so traumhaft und voll verschiedenster Nuancen, dass ich mich zweifelllos für sie entschied. Dann passierte folgendes, was mich immer wieder verwirrt : Bereits nach zwei Bissen, die wirklich himmlisch waren, biss ich mir in die Wange. Klar, böse Orkos-Ananas würden jetzt manche sagen, nur mit Sauerampfer ist mir dasselbe nachmittags auch passiert und den habe ich eigenhändig von der Wiese gepflückt.

Danach schmeckte die Ananas nicht mehr himmlisch, sondern nur noch gut. Also hätte ich wohl wirklich nach diesen beiden Bissen aufhören sollen, was mir aber schwer fiel. Irgendwie war es so eine Mischung aus: jetzt hast du dieses überreife Ding angeschnitten und wie willst du das jetzt lagern, wo der ganz Saft ausläuft und einem enttäuschten Ego, dass nach so wenig schon Schluss sein sollte. Also aß ich die kleine Frucht auf, es waren 440g und fühlte mich zufrieden. Zukünftig will ich genügend verschließbare Gefäße im Büro haben, um die erste Ausrede zu umgehen.

Nachmittags ging es mir wieder richtig gut und die Verdauung hatte auch ausgeschlafen.

Wenig später allerdings bekam ich wieder Hunger auf süßes und ich lutschte ein kleines Stück getrocknetes Zuckerrohr aus. Danach kaute ich noch mit viel Freude ein ca. 20cm langes Stück Süßholz aus, die Fasern wanderten in den Papierkorb.

Am Nachmittag machte ich einen Sonnenspaziergang und fand einige Kräuter, die in homöopathischen Dosen jeweils sehr gut waren, aber ebenso schnell auch sperrten. Den Abschluss des Spaziergangs bildete eine einzige Hagebutte (auch hier nur Bedarf am sauren Fruchtfleisch, Rest ausgespuckt) und nachfolgend einigen Sanddornbeeren, die ich noch nie so lecker gefunden habe wie zu diesem Zeitpunkt.

Am späten Nachmittag rochen die Cherimoyas erneut am besten: zwei waren aus dem Bioladen, zwei weitere von Orkos. Meistens passt Obst als Abendmahlzeit nicht wirklich gut, aber weder Gemüse noch meine stattliche Auswahl an Nüssen konnte mich überzeugen. Pollen oder Honig wären vielleicht besser gewesen, aber ich war nicht zu Hause, sondern unterwegs. Nach gut einer Frucht kam die erste Sperre: in die Wange gebissen. Rrrrr. Dann folgten Ungeschicklichkeiten aller Art, so dass ich nach der zweiten Frucht auch aufhörte. Vorerst. Wenig später kam der Hunger wieder und ich beging den Fehler, die anderen beiden Früchte auch noch zu essen. Man kann ihnen nicht den Vorwurf machen, nicht sperren zu wollen, ich habe es einfach versucht zu ignorieren… In diese Falle tappe ich immer dann, wenn ich außer Haus bin, Abendtermine habe und glaube, zu wissen, wieviel Energie ich für diesen Moment noch benötige, anstatt mich auf die Weisheit meines Körpers zu verlassen.

Als ich drei Stunden später nach Hause kam, rochen die Pollen überaus interessant, so dass ich sie mir gleich für das nächste Mittagessen in Sichtweite stellte.

Essen wollte ich nichts mehr, fühlte mich ohnehin überzuckert.

Stattdessen legte ich mich auf meinen kuschligen Platz vor den Kamin las von Paulo Coelho „Elf Minuten“. Selten habe ich auf so wunderschöne Weise Lebensweisheiten über die Liebe, Sexualität, Fremd- und Selbstbestimmung gelesen. Ich kann es nur empfehlen.