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Artur aus Südtirol

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  • Artur aus Südtirol

    Hollo Rohköstler!
    Einige von euch kennen mich vielleicht bereits von früheren Rohkostforen. Ich war in Sachen Rohkost ein paar Jahre offline, aber nicht im übertragenen Sinn. Bin nach wie vor stur bei 100% Rohkost. Ist einfach die richtige Ernährung für mich und das Ende dieses Monats seit 25 Jahren (brutto, netto sind es etwas über 20 Jahre, da ich zweimal für einige Zeit die 100% ausgesetzt hatte). Seit ein paar Jahren lebe ich als Rohköstler recht isoliert... und bin ganz glücklich damit. Ich ernähre mich anders als alle anderen in meinem Umfeld, aber das stört weder mich noch die anderen. Essen ist Privatsache und nebensächlich, zumindest sollange man niemand damit auf die Füße tretet.
    Vor ein paar Tagen ist mir ganz zufällig eine junge Rohköstlerin aus der eigenen Verwandtschaft begegnet. Weder wußte sie von meinen Eßgewohnheiten noch ich von ihren. Ich fand das höchst amüsant, zumal sie eigentlich nur meinen Kontakt suchte, weil sie wußte, dass ich mich etwas in Thailand auskenne und es sie dort hinzieht. Inzwischen weiß ich natürlich auch wieso :-) Die Begegnung hat mich neugierig gemacht, was die Rohköstler in den Foren vor einigen Jahren heute so treiben. Es scheint, dass es in der Szene ein wenig ruhiger geworden zu sein. Ich will bestimmt auch keine neuen Akzente setzen, sondern mich nur ein wenig umsehen und ein wenig plaudern...
    Also, liebe Grüße an alle bekannten und unbekannten Rohköstler!
    Artur

  • #2
    Hallo Artur,

    herzlich willkommen hier im Abenteuer-Rohkost Forum.

    Verrätst Du allen, die Dich - so wie ich - noch nicht kennen, welche Form der Rohkost Du für Dich als die passende herausgefunden hast?

    Liebe Grüße,
    Ralph
    instinktiv-roh von 08/2012 bis 07/2019 - Vorstellung - über mich - Rohkost-Tagebuch

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    • #3
      Hallo Ralph
      Danke für die freundliche Begrüßung!
      Für mich ist der Geschmack das Hauptkriterium bei der Auswahl der Nahrungsmittel und darum ist der Früchteanteil besonders groß. Ich war früher für insgesamt rund 10 Jahre in den Tropen (Thailand 7, Indonesien 2, Brasilien 1) und habe mir dort so einiges an Durian, Mangos, Ananas und Co. einverleibt, aber in Südtirol kann ich darauf verzichten. Hier gibt es im Sommer zahlreiche und nicht weniger leckere Früchte. Im Winter wirds eintöniger, aber ich kann auch Äpfel in allen Varianten durchaus Genuß abgewinnen.
      Der Gemüseanteil ist gering, auch weil ich keinen eigenen Garten habe. Wildkräuter, ja Kräuter im Allgemeinen, spielen bei mir überhaupt keine Rolle. Ich bevorzuge die Frucht als Ganzes und trinke nur sehr selten aus Geselligkeit frischgepresste Säfte in der Bar/im Restaurant. Smoothies passen noch weniger in mein Konzept roh-natürlich. Wasser trinke ich übrigens auch recht selten. Dann lieber noch mal 1 Kilo Obst extra ;-)
      Im Winter liegt der Nüsse- (frischgeknackt aus der Schale) und Samenanteil mitunter recht hoch. Wenn der Vorrat alle und der Hunger groß ist, greife ich auf eingeweichten Hafer zurück. Fleisch und Fisch steht meist 2x die Woche auf dem Speiseplan. Es sind Portionen von je 200-300g Biorindtartar oder Fischtartar (Scholle, Sardellen, Schwertfisch uä), eher selten Leber oder Garnelen. Seit 2-3 Jahren esse ich auch frischen Rohmilchkäse. Passt nicht wirklich in meine Philosophie einer natürlichen Rohkost, aber da ich regelmäßig Sport mache, kann ich das zusätzliche Protein gut gebrauchen. Eier esse ich sehr selten, da ich nicht das Gefühl habe, dass sie mir viel bringen.
      Bei den Mahlzeiten halte ich mich an keinem Zeitplan. An manchen Tagen esse ich über den Tag verteilt viele kleine „Snacks“ an anderen nur ein-zwei große Mahlzeiten. Je nach Appetit und Lust mal vormittags/mittags, häufiger aber abends nach der Arbeit. Die ersten 4-5 Jahre hatte ich bei fast ausschließlich veganer Rohkost einen BMI von 16-17, später mit mehr, aber weiterhin unregelmäßigen tierischen Nahrungsmittel einen von 19-21. Seit ich regelmäßig Fisch/Fleisch esse, bin ich zunächst auf 23 und mittlerweile seit ich das Krafttraining forciert habe, bei einem BMI von 25 angelangt. Jede Periode hatte ihr Gutes. Heute mit einem 48 Stunden Job (Gastgewerbe) und Familie mit 3 Kindern (10-7-3) passt das mit der größeren Reserve ganz gut.
      Grüße, Artur

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      • #4
        Zitat von Artur Beitrag anzeigen
        Heute mit einem 48 Stunden Job (Gastgewerbe) ...
        Betreibst Du ein Rohkost-Hotel oder ähnliches?

        LG, Ralph
        instinktiv-roh von 08/2012 bis 07/2019 - Vorstellung - über mich - Rohkost-Tagebuch

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        • #5
          Schön wär’s… weil dann könnte ich im Hotel essen:-) Sich in diese Richtung zu spezialisieren, hätte hierzulande wohl nur in einer sehr aufgeweichten Softvariante Aussichten auf Erfolg. Etwa als Diätwoche mit farbigen Rahmenprogramm für übergewichtige Businessleuten oder gelangweilten Reichen, denn ein Hotel mit einem Team von über zwanzig Mitarbeitern braucht vor allem hohe Belegungsquoten bei hochpreisigen Tagessätzen. Nicht, dass ich nicht schon daran gedacht hatte, dem Direktor für schwache Saisonzeiten etwas in diese Richtung vorzuschlagen, aber das Management dafür würde dann zur Gänze an mir hängen bleiben und so ambitioniert bin ich nicht.
          Nein, wie schon erwähnt bin ich zur Zeit in meinem unmittelbaren Umfeld der einzige Rohköstler. Meine thailändische Frau macht zwischendurch mal ein paar Tage Obstrohkost, wenn sie ein paar Pfunde abnehmen will oder sie mit ihrem Hautbild nicht zufrieden ist. Meine Kinder dürfen, abgesehen von Einschränkungen was besonders ungesunde Kost betrifft, essen was sie wollen, denn in meinen Augen soll das Essen auch vor allem Freude machen. Vielleicht wollen sie später einmal aus freien Stücken ihr Essverhalten mehr Richtung Vater ändern, aber das ist mir nicht wirklich wichtig. Ich unterscheide bei Freunden und Bekannten nicht zwischen Rohköstler oder nicht und umgekehrt spielt meine Ernährungsweise auch keine Rolle.
          Grüße, Artur

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          • #6
            Zitat von Artur Beitrag anzeigen
            Fleisch und Fisch steht meist 2x die Woche auf dem Speiseplan. Es sind Portionen von je 200-300g Biorindtartar oder Fischtartar (Scholle, Sardellen, Schwertfisch uä), eher selten Leber oder Garnelen
            Warum gibt's denn Tierisches bei Dir nur 2x die Woche? Ist Dein Bedarf da so gering, oder reglementierst Du Dich? Und warum Tatar? Sind Deine Zähne so schlecht, dass Du das Fleisch nicht selbst zerkauen kannst oder willst?

            LG, Ralph
            instinktiv-roh von 08/2012 bis 07/2019 - Vorstellung - über mich - Rohkost-Tagebuch

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            • #7
              Hollo Rohköstler!
              Einige von euch kennen mich vielleicht bereits von früheren Rohkostforen.
              Hallo Artur,

              ja, ich kann mich noch an dich erinnern. Schön, dass du hierher gefunden hast.

              Ich will bestimmt auch keine neuen Akzente setzen, sondern mich nur ein wenig umsehen und ein wenig plaudern.
              Frischer Wind ist hier sehr willkommen. Deine Fotos und Berichte waren ein guter Einstieg. Weiter so.

              Lerne aus der Vergangenheit.
              Träume von der Zukunft.
              Lebe im Hier und Jetzt.

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              • #8
                Hallo Artur,
                auch von mir ein freundliches Willkommen in diesem Forum.
                Wir kennen uns vom damaligen Chat des Rohkostforums bei Parsimony.
                Es freut mich, zu erfahren, daß Du immer noch bei der Rohkost bist. Ich gehöre zu den Rohkost-Dinosauriern wie Du diese Gruppe nanntest. Ich habe mir keine Unterbrechungen geleistet, wohl aber in den letzten 8 Jahren einige tiefe Täler beschritten. Weiteres: Wege und Irrwege.

                Stefan
                instinktive Rohkost seit 07/1993 - Vorstellung

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                • #9
                  Hallo Ralph
                  Die Abstände von mehreren Tagen zwischen den Fleischmahlzeiten regeln sich von alleine, weil für kleinere Pausen die Gelüste und der gute Geschmack fehlt. Ich kann nicht sagen, ob die Sperre bei Fisch ähnlich ausgeprägt wäre, weil ich hier im Binnenland häufiger Fleisch als Fisch esse.
                  Tatar deshalb weil ich außer bei Nüssen nicht auf Vorrat kaufe. Kühlschrank und Obstteller sind Abend für Abend praktisch leergegessen (Schon blöde, das hier in Südtirol am Weihnachtstag und am Ostersonntag alle Läden geschlossen haben!) Ich habe keine Lust darauf zu warten bis einerseits das Fleisch/der Fisch lange genug abgelegen hat und ich andererseits Appetit drauf habe. Allein beim Gedanke, dass im Haus ein Stück Fleisch rumliegt, dass irgendwann mal reif wird und dann gegessen werden sollte… nein, nicht mein Ding.

                  Hallo Sabine
                  Ich gehöre zu den seltenen Menschen, die gerne gelobt werden. Weiter so ;-)
                  Ich habe vorhin deine Vorstellung angelesen und freue mich schon darauf, demnächst deine Berichte über Thailand und weitere Entwicklung bis heute auszugraben.

                  Hallo Stefan
                  Schön wieder von dir zu lesen! Ich kann mich gut daran erinnern, wie dir die allzu oft unfruchtbare Mühe in deinem Forum die Lust am Schreiben nahm. Ist mir in kleineren Auswüchsen ja auch immer wieder mal passiert. Es ist mit manchen Rohköstlern schon schwierig. Erst rufen sie um Hilfe und dann jagen sie einen zum Teufel, weil ihnen die Ratschläge nicht gefallen. Ich hoffe unsere Dinosaurierhaut ist jetzt dick genug , um solchen Frust abprallen zu lassen.

                  Liebe Grüße an alle, Artur

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                  • #10
                    Zitat von Artur Beitrag anzeigen
                    Tatar deshalb weil ich außer bei Nüssen nicht auf Vorrat kaufe. Kühlschrank und Obstteller sind Abend für Abend praktisch leergegessen (Schon blöde, das hier in Südtirol am Weihnachtstag und am Ostersonntag alle Läden geschlossen haben!) Ich habe keine Lust darauf zu warten bis einerseits das Fleisch/der Fisch lange genug abgelegen hat und ich andererseits Appetit drauf habe. Allein beim Gedanke, dass im Haus ein Stück Fleisch rumliegt, dass irgendwann mal reif wird und dann gegessen werden sollte… nein, nicht mein Ding.
                    So richtig verstehe ich das immer noch nicht. Tatar ist durch den Fleischwolf gedrehtes Rindfleisch. Gehe ich zum Metzger, dann bereitet er das Hackfleisch vor meinen Augen zu, indem er ein passendes Stück Rindfleisch holt und es durch den Fleischwolf dreht. Worin besteht nun der Vorteil für Dich, Dir das Fleisch bereits vor dem Kauf zerkleinern zu lassen, wenn Du das gleiche Stück Fleisch auch im Stück erwerben kannst?

                    LG, Ralph
                    instinktiv-roh von 08/2012 bis 07/2019 - Vorstellung - über mich - Rohkost-Tagebuch

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                    • #11
                      Lieber Artur,
                      ein ganz herzliches Hallo von mir.
                      Ich komme aus dem niederösterreichischen Mostviertel, wenn du das vielleicht schon irgendwann mal gehört hast.
                      Es freut mich, dass du hier bist und deine Fotos sind echt interessant und appetitanregend.

                      Du betreibst echt ein Hotel? Wow, wie heißt es und wo genau ist es, wenn ich fragen darf?

                      Lieben Gruß von Mela

                      Gelassenheit, Zufriedenheit, Wertschätzung, Frieden, Freiheit, Geborgenheit, gesundes Essen, im Einklang mit der Natur,... Und manche Menschen nennen sie primitiv.
                      (Quelle unbekannt)

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                      • #12
                        Hoi Mela
                        Donkschian fir di liabe Begriaßung! Du schaugsch voll sympatisch aus! Schod, dass es noch Niederösterreich sovllt weit isch...und das Mostviertel müsste ich ehrlich gesagt erst auf der Landkarte suchen. Klingt nach einer schönen Ecke, aber meine zahlreichen (früheren) Rohkostreisen haben mich stets Richtung Süden gezogen.
                        Ich betreibe das Hotel www.bavaria.it nicht, sondern bin nur ein Rädchen im Mitarbeiterteam. Ich könnte als Hotelsekretär zwar einen guten Rabatt aushandeln, wenn Freunde oder Bekannte bei uns in Meran Urlaub machen wollen, aber günstig wär’s dann immer noch nicht.
                        Im Sommer hätte ich privat Platz für Besuch, weil meine Frau dann mit den Kindern für drei Monate nach Thailand fliegt. Leider lässt es sich immer schwer voraussagen, wann die kurze Saison der Frühfeigen sein wird und zur Hauptsaison im September wird meine Familie schon wieder zurück sein. Feigen frisch vom Baum sind (zusammen mit Chanee-Durian) mein Lieblingsobst…
                        Liebe Grüße ins unbekannte Mostviertel
                        Artur


                        Hallo Ralph
                        Mein Heißhunger auf Fleisch ist kaum einmal so groß, als dass ich mit Lust und Genuss auf einem zähen Schnitzel oder Kotelett rummachen möchte. Hackfleisch schmeckt für mich einfach reifer, besser. Ich mag auch z.B. kein fettes Fleisch. Ich denke, das hängt mit dem allgemeinen Ernährungszustand zusammen. Früher bei stark dossierter tierischen Nahrung, machte es mir überhaupt nichts aus, minutenlang an einer Bistecca Fiorentina oder einem („Gummi-“) Tintenfisch rumzukauen. Und bei 25kg weniger Körpergewicht konnte Obst nie süß genug sein. Heute finde ich hingegen, dass überreife Früchte kaum Geschmack haben und viel zu süß sind.
                        Jeder wie er‘s braucht und mag…
                        LG Artur

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                        • #13
                          Ich habe meinen Rohkostwerdegang ausgegraben, den ich vor einigen Jahren in einem anderen Rohkostforum gepostet hatte und stell ihn leicht überarbeitet mal hier rein...

                          Meine erste Bekanntschaft mit Rohkost machte ich an meinem 20sten Geburtstag Ende April 1991. Ich war auf einer abgelegenen Finca in Nordportugal bei einer deutschen Aussteigerfamilie gelandet, welche Rohkost praktizierte. Von Anfang an war ich von der Natürlichkeit und damit verbundenen Logik der Rohkost angetan. Meine Gastgeber gaben mir Burger und Wandmaker zu lesen. Die Hilfestellungen in diesen Bücher, das Vorbild durch die Familie und die Abgelegenheit der Farm (zwei Eselstunden bis zum nächsten Dorf von 500 Einwohnern) machte es mir ein Leichtes von einem Tag auf den anderen Rohköstler zu werden.

                          Portugal war eine tolle Erfahrung. Wir arbeiteten viel im großen Gemüsegarten, versorgten die Tiere, lebten bescheiden (kein Telefon, Wasser aus einem dünnen Rinnsal in freier Natur und einzige Stromquelle war eine solarbetriebene Autobatterie) und der Jahreszeit angepasst sehr genügsam in Sachen Ernährung. Wir aßen zweimal am Tag; vor allem Obst und Nüsse (ich erinnere mich an ausgezeichneten Riesenmandeln), etwas Gemüse, Salat und Sprossen, manchmal Eier und schrumpelige, getrocknete Feigen vom Vorjahr. Die Imkerei lieferte Pollen, Dronenbrut und später zur Schleuderzeit viel Honig. Meine Gastgeber holten sich 1-2 mal im Monat rohes Fleisch, ich aber konnte und wollte mich für das blutige Steak nicht begeistern.

                          Als ich nach 10 Wochen wieder in mein Heimatdorf in Südtirol zurückkehrte, fühlte ich mich mental so gut wie nie zuvor, jagte aber meiner Familie aufgrund meines Aussehens einen gehörigen Schrecken ein. Ehrlich gesagt, erschrak ich selbst ein wenig vor meinem lange nicht mehr gesehenen Spiegelbild und der Anzeige auf der Waage. Als ich nach Portugal aufgebrochen war, war ich gut durchtrainierte und wog 67kg, zurück kam ich mit 52kg (bei 1,78m). Ich sah wie ein Drogensüchtiger aus, und war auch einer. Meine Droge waren Früchte! Obwohl in Portugal eigentlich besser gelernt, aß ich die nächsten 2-3 Jahre vegan und einseitig obendrein: 90 bis 95% Obst, wenig Nüsse und noch weniger Gemüse und Salat. Ohne Frage eine Mangeldiät und doch denke ich etwas wehmütig an die geistigen Höhenflüge jener Zeit zurück.

                          Als mein erster Rohkostwinter kam, fror ich, wie ich es nie zuvor gekannt hatte und floh von einem Tag auf den anderen in die Tropen. Es war in meinem zweiten Winterhalbjahr in Brasilien, als das Verlangen nach Eiweiß so stark wurde, dass ich mir auf dem Markt von einem alten, blutverschmierten Holztisch, welcher non dutzenden Fliegen belagert wurde, das erst beste Stück Fleisch kaufte, damit um die nächste Ecke flitzte und gierig hineinbiss. Nüchtern betrachtet eine unappetitliche Angelegenheit und deshalb beugte ich von da an vor und aß zirka einmal im Monat mageres Fleisch in Form von Tartar oder Carpaccio, oder auch Fisch, damals meist Kabeljaufilet.

                          Rohkost ist gefährlich! 1994 fiel ich beim Mittagessen vom Kirschbaum und zog mir einen Beckenbruch zu! Ich war für einen Monat flachgelegt und hatte große Lust auf Bananen, die ich dann auch in großen Mengen verdrückte. Die Heilung verlief normal, d.h. ohne Komplikationen und weder schneller, noch langsamer als allgemein üblich. Als ich wieder auf die Beine kam, hatte ich einige Kilo zugenommen und wog das erste Mal seit Rohkostbeginn wieder über 60kg. Ein Gewicht, welches ich die nächsten drei Jahre beibehalten sollte.

                          Ich verbrachte diese vorwiegend in der Toskana, wo ich eine Ferienwohnungsanlage betreute. Das Anwesen mitten in den Weinbergen des Chiantis mit vielen herrenlosen Feigenbäumen in der Nähe war vom Frühsommer bis spät in den Herbst hinein ein Traum für Rohköstler! Gegen Ende meiner dritten Saison hatte mein Bruder aber einen schweren Motorradunfall. Ich wurde nach Hause gerufen, um ihn an der Tankstelle und Kleinwerkstatt zu vertreten. Auf Grund dieses Ereignisses unterbrach ich meine bis dahin rund 6 Jahre andauernde Rohkost. Ohne es auch nur zu versuchen, schien mir meine damals praktizierte Rohkost mit immer noch nahezu 90% Früchten, nicht ausreichend um im Betrieb 10 Stunden lang meinen Mann zu stehen.

                          Ich aß weiterhin vorwiegend roh, hatte aber täglich eine warme Mahlzeit eingeplant. Es sollte 1,5 Jahre dauern, bis ich wieder zum Rohköstler wurde, denn nachdem ich im Familienbetrieb wieder entbehrlich geworden bin, probierte ich erst noch die Küche in der Toskana, und auf meiner Winterreise jene von Java und Bali. Geläutert durch das abgeschwächte Wohlgefühl kehrte ich Anfang 1998 wieder zur Rohkost zurück.

                          Ein knappes Jahr, nachdem ich wieder clean war (oder auf dem Trip, je nachdem wie man es sehen will), begegnete ich das erste Mal seit Portugal wieder Rohköstlern. Ich hatte nie nach unserer Spezies gesucht. Das wäre in der damaligen Internetsteinzeit wohl auch etwas schwierig gewesen. Doch dort in Sumatra und einem besonders guten Futterplatz war es gar kein so bemerkenswerter Zufall, dass ich Bekanntschaft mit drei italienischen Rohköstlern machte. Sie waren Vegan-Rohköstler und für mich war es natürlich sehr interessant, mich mit ihnen auszutauschen.

                          Die drei waren schon öfters in der Region unterwegs gewesen. Der Ältere von ihnen lebte in jener Zeit sogar ganzjährig in Sumatra. Sie wussten von anderen Rohköstlern in der Gegend. Angeblich viele Franzosen, aber sie kannten auch den ein oder anderen Deutschen und Österreicher. Aus Zeitgründen kam ich damals aber mit niemand weiteren mehr zusammen. Der Kontakt zur Frau in der Dreiergruppe blieb durch gelegentliche Telefongespräche aufrecht. Zwei Jahre später wurde sie meine Freundin.

                          Von 2000 bis 2005 hielt ich mich fast ausschließlich in Thailand und Sumatra auf. Meine Ernährung wurde nach körperlichen Wohlbefinden gemessen zunehmend besser und 2003 fing ich an regelmäßig Kraft- und Lauftraining zu betreiben, vor allem um den Kritikern und auch mir selbst zu beweisen, dass dies mit Rohkost möglich war. Durian als Treibstoff und regelmäßiger Fischverzehr (meist als frisches Sardellentartar) als Muskelbaustoff und schafften dafür geeignete Rahmenbedingungen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

                          Meine italienische Freundin blieb bei ihrer veganen Rohkost und hatte zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie ließ sich von mir leider nicht dazu überreden tierische Rohkost oder eiweißreiche Kochkost in ihrem Speiseplan einzubauen. Ich respektiere diese Entscheidung, aber da ihre körperliche und nervliche Schwäche zunehmend unsere Beziehung belastete, trennte ich mich schließlich von ihr.

                          Später lernte ich beim Joggen meine thailändische Frau kennen. Wir heirateten 2005. Wie das mit Ehefrauen so ist, befand sie, dass es jetzt mit meinem süßen Nichtstun ein Ende sein müsse. Wir gingen nach Südtirol, wo ich seither in verschiedenen Hotels als Rezeptionist und Hotelsekretär gearbeitet habe bzw. arbeite. Zuerst lebten wir in meinem Bergdorf, keine leichte Zeit für meine Frau, seit 2007 in Meran, wo es ihr besser gefällt. 2006 kam unsere erste, 2008 die zweite Tochter und 2012 unser Sohn auf die Welt.

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                          • #14
                            Ein wirklich abenteuerlicher Werdegang, finde ich. Vielen Dank!

                            Hoi Mela
                            Donkschian fir di liabe Begriaßung! Du schaugsch voll sympatisch aus! Schod, dass es noch Niederösterreich sovllt weit isch...und das Mostviertel müsste ich ehrlich gesagt erst auf der Landkarte suchen. Klingt nach einer schönen Ecke, aber meine zahlreichen (früheren) Rohkostreisen haben mich stets Richtung Süden gezogen.
                            Ich betreibe das Hotel www.bavaria.it nicht, sondern bin nur ein Rädchen im Mitarbeiterteam. Ich könnte als Hotelsekretär zwar einen guten Rabatt aushandeln, wenn Freunde oder Bekannte bei uns in Meran Urlaub machen wollen, aber günstig wär’s dann immer noch nicht.
                            Im Sommer hätte ich privat Platz für Besuch, weil meine Frau dann mit den Kindern für drei Monate nach Thailand fliegt. Leider lässt es sich immer schwer voraussagen, wann die kurze Saison der Frühfeigen sein wird und zur Hauptsaison im September wird meine Familie schon wieder zurück sein. Feigen frisch vom Baum sind (zusammen mit Chanee-Durian) mein Lieblingsobst…
                            Liebe Grüße ins unbekannte Mostviertel
                            Artur
                            Find i leiwand, dasst Mundart a vastehst.

                            S'Mostviertl is wie gsogt in Niederösterreich, oiso leida weit, weit weg vo Südtiroi.
                            Warad voi schen, wenn's näher wär, i warad gern zu Besuch kema.
                            Feigen san wirklich wos Feines. Frisch vom Bam hob i's leider nu nie g'essn. Sicha a Traum!

                            Gelassenheit, Zufriedenheit, Wertschätzung, Frieden, Freiheit, Geborgenheit, gesundes Essen, im Einklang mit der Natur,... Und manche Menschen nennen sie primitiv.
                            (Quelle unbekannt)

                            Kommentar


                            • #15
                              Zitat von Mela Beitrag anzeigen
                              Ein wirklich abenteuerlicher Werdegang, finde ich. Vielen Dank!


                              Find i leiwand, dasst Mundart a vastehst.
                              Danke für die nette Rückmeldung! Niederösterreich scheint auch sprachlich weiter weg als gedacht "Leiwand" war mir unbekannt und ich musste erst googeln ... https://de.wiktionary.org/wiki/leiwand. Bei uns in Tirol würden wir wohl "bärig" sagen.
                              Ist "Apfel" ein Nickname oder dein richtiger Name?

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